Seufzer bei "Rotten Radisch Skiffle Guys": Hella Mey
Fotos: Jim Rakete
Die Begleitumstände von Reinhard Meys 25. Studioalbum "Mairegen" geben keinen Anlass zu ausgelassener Heiterkeit. Entstand das Werk schließlich vor dem Hintergrund seines seit 2009 im Wachkoma liegenden Sohnes Max. Aufgrund dieses persönlichen Schicksalsschlages legt Mey - naheliegend - größere Gewichtung auf persönliche Besinnung, ohne dabei aber in Selbstmitleid zu versinken.
Der "Mairegen" behandelt alltägliche Themen, weit weg von jugendlichem Sturm und Drang, mitunter sentimental verbrämt. So bedeutet die Raststätten-Imbissdame "Antje" für Vorbeireisende und Stammgäste weit mehr als eine schlichte Frittenbräterin. Unter solchen Prämissen kann selbst ein simples "Butterbrot" köstlicher munden als manch Vier-Sterne-Menü.
Im Gegensatz zu allerlei Liedgut der vergangenen Jahre fehlt der mahnende Blick auf die Weltlage, was den Songs thematisch gut bekommt. Das Kehren vor der eigenen Haustüre ist angesagt, und Mey wirkt gerade da überzeugend und glaubhaft.
Auf Casting-Sternchen nur vordergründig dreinschlagen ist einfach und billig. Nicht so bei Mey, dem mit "Larissas Traum" ein treffsicherer Song zum Thema gelingt. Musikalisch verfeinert er die Nummer mit wirkungsvollen Rap-Anklängen, die aber nicht jugendlich-anbiedernd daherkommen. Die bissigen Lyrics sorgen für die nötige Würze.
Es sind oft nur einfache Kleinmädchenträume, die von den Bohlens und Soosts dieser Welt missbraucht werden: "Ein Outfit wie zu einer Traumschiffeinweihung / Ein Mix aus Straßenstrich und Oscarverleihung". Treffend skizziert Mey die Rolle der Juroren: "Und manches Aufdiefolterspannen, mancher Hohn / hat schon irgendwas von einer Scheinexekution".
Natürlich sei einem über lange Jahrzehnte erfolgreichen Künstler wie Reinhard Mey die Referenz auf frühere Großtaten nicht verwehrt. Das Dasein "Über Den Wolken" fühlt sich für den begeisterte Flieger natürlich immer noch grenzenlos frei an, wie hier der "Nachtflug" erneut dokumentiert. Doch dreht es sich in dieser Themen-Variation weniger um das Hintersichlassen belastender Dinge dort drunten auf der Erde, sondern vielmehr das Nachhause-Kommen, die geglückte Landung nach einem langen (Lebens-) Flug.
"Gegen Den Wind" präsentiert überdurchschnittliche Chanson-Kunst, fein verwoben mit sanften Melodien, Akkorden und Erkenntnissen, wie der über eine heute oft anzutreffende, allzu rasch einsetzende Verzagtheit: "Und all die Jungen werden Greise / Bevor sie noch die Alten sind".
Natürlich schreibt Mey Rückblicke groß, so wie auf "Das Erste Mal", "Rotten Radish Skiffle Guys" und "Spring Auf den Blanken Stein". Angenehmerweise handelt es sich dabei nicht um die kritiklose Verklärung eines vermeintlich besseren Gestern, sondern beinhaltet stets auch den Blick auf mit Fehlern behafteten Dingen, für die man ausschließlich selbst die Verantwortung trägt.
Der Schluss-Akkord "Was Keiner Wagt" aus der Feder Konstantin Weckers überzeugt neben Mey-typischen Qualitäten vor allem durch seine musikalische Verwandtschaft zu so manch wunderbarer Udo Jürgens-Partitur. Absolute Ausnahme-Tracks wie "Ich Wollte Wie Orpheus Singen" oder das unverwüstliche "Ankomme Freitag Den 13." finden sich hier nicht. Doch auch 2010 sind Reinhard Mey-Songs mit seiner ganz eigenen, unverwechselbaren Hand- und Hörschrift versehen.
In den Liedern Drachenblut und Ficus Benjamini singt er über seinen ins Wachkoma gefallenen Sohn Maximilian.In diesem Lied schlägt er einen Bogen zu seinem früheren Werk Du bist ein Riese, Max!, indem er die dort verwendeten Bilder wieder aufgreift. Der Liedermacher schlägt in seinem Lied Spring auf den blanken Stein einen Bogen von eigenen Kindheitserinnerungen zu seinem kranken Sohn. Einige Lieder erzählen auch von Hoffnung, wie die Lieder Mairegen und Gegen den Wind. Für seine Frau Hella verfasste Reinhard Mey das Lied Wir sind eins und das Thema Fliegerei findet im Lied Nachtflug seinen Platz, das er seinem ältesten Sohn Frederik widmete.Konstantin Wecker steuerte zum Album das Lied Was keiner wagt als Bonustrack bei. Das Lied stammt von dessen Album Zugaben.Zum Lied Mairegen wurde Reinhard Mey – laut Booklet – durch das Gedicht Mairegen macht, daß man größer wird von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben inspiriert.
https://www.youtube.com/watch?v=E03QqnEnGNY
https://www.youtube.com/playlist?list=PL1E5C7EF465EEB5F7
https://www.youtube.com/watch?v=ZCG-jGE_jkw&channel=UCnbyIloNTZ4CCwD1impCz4A
https://www.youtube.com/watch?v=x4a8ArwFf8I&channel=UC0ZQtL2imAD54GOKwauW_Vw
https://www.youtube.com/watch?v=3WAxK7cw-M4&channel=UC__QZBdYs2KkKyP2p54vnPA
https://www.youtube.com/watch?v=5RYyUJ9krUA&channel=UC__QZBdYs2KkKyP2p54vnPA
https://www.youtube.com/watch?v=YWcv9he60ks&channel=UCogjRq_RxhO-ucFw1mZs7fw
https://www.youtube.com/watch?v=HO734PAQr40
https://www.youtube.com/watch?v=_JSuSUWf7gY
FULL ALBUM:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL1E5C7EF465EEB5F7
https://www.youtube.com/watch?v=ZCG-jGE_jkw&index=4&list=PL1E5C7EF465EEB5F7&t=0s
https://www.youtube.com/watch?v=3WAxK7cw-M4&index=2&list=PL1E5C7EF465EEB5F7
https://www.youtube.com/watch?v=x4a8ArwFf8I
https://www.youtube.com/watch?v=5RYyUJ9krUA&index=6&list=PL1E5C7EF465EEB5F7
https://www.youtube.com/watch?v=NvZGt6_mVqA&list=PL1E5C7EF465EEB5F7&index=8
https://www.youtube.com/watch?v=1-nWApvRB18
https://www.youtube.com/watch?v=pTwyLFOhmPM&index=1&list=PL1E5C7EF465EEB5F7
Ich kann (2006)
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Er zijn dagen (1976)
https://www.youtube.com/watch?v=CO-1OUc4in0
https://www.youtube.com/watch?v=qgFLoc6ttUU
https://www.youtube.com/watch?v=xiC-QdaT7o0
https://www.youtube.com/watch?v=9Jssl2TsO1o
https://www.youtube.com/watch?v=QfSMqVqMF64
https://www.youtube.com/watch?v=IYjb7UkvXj4
https://www.youtube.com/playlist?list=PLE9CD8C6102BC6AC7
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Menschenjunges (1977)
Hergestellt in Berlin (1985)
Löffel gespielt von Robert Doye, Dudelsack von John Murray
https://www.youtube.com/watch?v=LwIClUiFx_U&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=10&t=0s
https://www.youtube.com/watch?v=LwIClUiFx_U&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=10&t=0s
https://www.youtube.com/watch?v=GBP4SYlVVh8
https://www.youtube.com/watch?v=DkPvuKpgCGs&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=12
https://www.youtube.com/watch?v=OLOj09leLxA&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=3
https://www.youtube.com/watch?v=qm7B-XEHP4w&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=10
https://www.youtube.com/watch?v=mCrkZPiRskQ&list=OLAK5uy_n2rLWop5UjONnHq9aFhRAMjgRzyc0H1Dc&index=7
Verlass‘ne Geschütze, zerschlag‘ne Armeen,
Durch schwarze Ruinen und lodernden Brand
Und läßt alle Gebete ungehört verweh‘n,
Fragt nicht, wessen Blut gleichgültige Erde tränkt,
Noch für welchen Kriegsherren, welches Vaterland
Der sein armseliges, kurzes Leben verschenkt,
Der Wind geht allezeit über das Land.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Nanga Pabat (2004)
Für Victoria, Max und Frederik
https://www.youtube.com/watch?v=7UvY1qV4tA4&channel=UCH0ptGkUl5tCbvZdUY3s8Xw
https://www.youtube.com/watch?v=wJPNxC67__o&channel=UCf_gcR0vCEbcpFHeWz4_ELQ
https://www.youtube.com/watch?v=mgtXHyhVKaw&list=PLmP4DVIzxEKGcwx0hhp1qG18LnwcHaz50&index=6&t=0s
https://www.youtube.com/watch?v=PBxt99jwmzw&channel=UChRHkOOq0NPvEyydI7VsvXg
https://www.youtube.com/watch?v=YgB59Rx-2fQ&channel=UCCOB9s2h_IGT86xqeV6Y11w
https://www.youtube.com/watch?v=lIWkor3bjMM&channel=UCAfjA1P3WVy9Nrt30yRp0Ug
https://www.youtube.com/watch?v=LycdRM3tDos&channel=UCZmJGk6U0XuOF0YIMNXE6gQ
https://www.youtube.com/watch?v=9HTgA_hex4U
https://www.youtube.com/watch?v=febgjdg-oHg&channel=UCZmJGk6U0XuOF0YIMNXE6gQ
Man mag das bedauern oder nicht. Fest steht: den Reinhard Mey von früher gibt es nicht mehr, den Liedermacher, der allerlei deutsche Eigenheiten und Missstände humorvoll aufs Korn nahm und sich selber nicht zu ernst. Der auch mal über seine eigene Schusseligkeit lästerte ("Ankomme Freitag, den 13.") und deutsches Biedertum mit einem Augenzwinkern und nicht ohne Sympathie ins Lächerliche zog ("Hymne an Frau Pohl").
Das war in den 70er Jahren, und man muss ja zugeben: auch die Welt hat sich seitdem verändert. Vielleicht ist das Jahr 2004 einfach nicht die Zeit für Ironie und Satire. Über den Krieg gegen die so genannte 'Achse des Bösen' kann der friedensbewegte Intellektuelle nicht gut lachen, die fundamentale Verblendung der westlichen Eliten erfordert vielmehr knallharte Ideologiekritik.
Wenn Reinhard Mey sich aber den großen Themen unserer Zeit zuwendet, hat er immer noch eine verdammt spitze Feder, darf er immer noch als der einzige deutsche Liedermacher von Format gelten. Wer sonst hätte die lyrische Kompetenz, die jüngsten Menschenrechts-Verletzungen der US-Regierung zum Thema eines Liedes zu machen, ohne dass das allzu besserwisserisch oder gutmenschenhaft wirkt? Zu fluffig-lockeren Karibik-Beats prangert Mey in "Alles O.K. in Guantánamo Bay" mit sanftem Sarkasmus die Selbstgerechtigkeit von Bush und co. an: "Wir sind die Guten und die anderen sind die Schlechten, so einfach ist das mit den Menschenrechten."
Auch "Nanga Parbat", der Titelsong von Meys 23. Studioalbum, hat mit der Bergbesteigung der Messner-Brüder ein großes, fast schicksalhaftes Thema. Und wie bei "Guantánamo Bay" oder dem eher seichten "Spider Man" schmiegt sich die Musik beinahe kongenial der Geschichte an - die Früchte der Zusammenarbeit mit Produzent Manni Leuchter scheinen seit "Rüm Hart" deutlich gereift.
Zwischendurch verzeichnet "Nanga Parbat" aber auch einige Durchhänger. Natürlich kann man sich noch mit der Widersprüchlichkeit der christlichen Kirchen auseinandersetzen oder beklagen, dass dumme Deutsche ihre Köter 'Rambo' oder 'Tyson' nennen. Meys Bekenntnis zum Tierschutz in allen Ehren, aber wenn der Liedermacher den Menschen KZ-Mentalität bescheinigt, weil sie ihre Hunde passiv mitrauchen lassen, erinnert man sich doch an das böse Wort vom "nichtssagenden Schnurrenerzähler". Und irgendwie mag man dann auch den direkt folgenden und eigentlich sehr persönlichen Anti-Kriegs-Song "Die Waffen nieder!" nicht mehr so recht ernst nehmen.
1. Alles O.K. in Guantánamo Bay (Ich kann... Live) (4) ...........................................................................................6:37
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
https://www.youtube.com/watch?v=JdnDargGKKo
1. Peter und der Wolf (2) ..................................................................................................................................24:54
2. Der Bär der ein Bär bleiben wolte... (3) ........................................................................................................10:57
3. Füchsen (7) ......................................................................................................................................................6:44
4. Tierpolizei (8) .................................................................................................................................................3:50
5. Die Würde des Schweines ist unantastbar (6) ..................................................................................................4:14
6. Einleitung (1) .................................................................................................................................................4:14
7. Erbarme dich ! (10) ...........................................................................................................................................7:24
8. Hasengebet (5) ...................................................................................................................................................3:50
9. Die zwöl weihnachtstage (9) ...............................................................................................................................5:16
10. Mein roter Bär (4) ..............................................................................................................................................5:20
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Frei ! (Geschenk an die SOS Kinderdörfer) (2005)
alle Tierlieder von Reinhard Mey. Diese CD entstand für die Tierorganisation "PETA". Dürers Hase ziert das Titelbild seiner neuen CD Frei. Dabei ist neu das falsche Wort, denn die Lieder sind bereits alle mal auf früheren Alben erschienen. Frei ist nämlich ein sogenanntes Konzept-Album. Was bedeutet, dass Mey hier alle seine Lieder über Tiere gesammelt hat. Ob es amüsante, augenzwinkernde Chansons sind wie "Es gibt Tage, da wünsch’t ich, ich wär’ mein Hund" oder "Der Marder", oder erschütternde Anklagen wie "Die Würde des Schweins ist unantastbar" oder "Erbarme dich", melancholische Erinnerungen wie "Es gibt keine Maikäfer mehr", oder das zu Tränen rührende "Hundegebet". Fazit: Es sind keine neuen Lieder, die Reinhard Mey da präsentiert. Aber es sind Lieder, die man -- nicht nur als Tierfreund -- immer wieder anhören und deren Aussage man vielleicht beherzigen sollte. Und zwar nicht nur manchmal sondern immer. Denn der Inhalt seiner flammenden Anklagen gegen den Missbrauch von Tieren hat praktisch nichts an Aktualität verloren. Leider.
1.Der Bär der ein Bär bleiben wollte... (9) .................................................................10:55
2. Tierpolizei (2) ............................................................................................................3:47
3. Füchsen (4) .................................................................................................................6:45
4. Die Würde des Schweines ist unantstbar (10) .........................................................4:14
5. Hasengebet (6) ..........................................................................................................3:50
6. Es gibt Tage da wünschte ich ich wäre mein Hund (5) .............................................3:40
7. Hundegebet (7) .........................................................................................................4:45
8. Frei ! (13) ..................................................................................................................4:57
9. Der kleine Wiesel (3) ...............................................................................................5:10
10. Erbarme dich ! (14) ...................................................................................................7:26
11. Es gibt keine Maikäfer mehr (12) ................................................................................4:14
12. Der Mader (1) ...............................................................................................................4:07
13. Mein roter Bär (8) ........................................................................................................5:20
14. An meinen schlafenden Hund (11) ..............................................................................4:17
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------