Genusstraining

• Welcher Duft/Geruch lässt Sie lustvoll die Augen
schließen?
• Welcher Geruch lässt sie die Nase rümpfen?
• Wie angenehm empfinden Sie nun den Wechsel vom
Gestank zum Duft?
• Wo und wann gesellt sich bei Ihnen zum Geruchsinn
noch ein weiterer Sinn und erhöht den Genuss?
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Erforschen von Gegenständen
• Entdecken von Bewegungsimpulsen – das bedeutet:
zu erforschen, was hat für mich persönlich Aufforde
-
rungscharakter, es anzugreifen.
• Von Dingen, Menschen, Tieren oder Elementen be
-
rührt zu werden sowie selbst solche Berührungen
durchzuführen.
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• Welches Tast-/Fühlerlebnis ruft Genuss, Wohlbefin
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den und Entspannung in Ihnen hervor?
• Tasten Sie beim Essen auch mit Ihrer Zunge?
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Ist es für mich Genuss, ein Hörerlebnis zu erfahren
und/oder auch selbst Hörbares zu schaffen?
• Was bedeutet für mich alles Hörgenuss?

• Wie genussvoll ist es, Stille zu hören

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Genussregeln

10.1. Genuss braucht Zeit.
Das bedeutet Entschleunigung und selbst gewählte Zeit,
um sich zu erquicken und zu erbauen. Zeit muss man sich
Beate Handler
Genusstraining – Euthyme Verfahren – Ein Leben mit allen Sinnen
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Psychologie in Österreich 1 | 2009
nehmen, um sich einen Freiraum für Genuss zu schaffen.
10.2. Genuss muss erlaubt sein.
Eine genussverbietende Erziehung oder Lebensge
-
schichte kann Defizite und Hemmungen in wichtigen Be
-
reichen des sozialen und emotionalen Verhaltens eines
Menschen zur Folge haben.
Verbote dieser Art können aber – wenn nötig mit psy
-
chologischer Unterstützung – durch ein „sich Erlauben“
und durch „Tun“ aufgehoben werden. Selbstfürsorge ist
unabdingbar im Leben jedes Menschen. Und für alle
jene, die meinen, sie müssen zuerst einmal für alle ande
-
ren sorgen, gilt der Hinweis: Nur wenn es mir selbst gut
geht, kann ich auch für andere sorgen.
10.3. Genuss geht nicht nebenbei.
Beim Genießen müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf
einen relativ engen Bereich richten und können dann
nichts anderes nebenbei tun, wie schon unter dem Punkt
Achtsamkeit angeführt.
10.4. Wissen, was einem gut tut – Jedem das Seine.
Vorlieben sind personell-, alters- oder umfeldspezi
-
fische Angelegenheiten und darüber lässt sich nicht
streiten. Jeder Einzelne sollte aber seine Vorlieben
kennen(lernen)und sich auch nicht durch Skepsis von
anderen davon abbringen lassen. Was spricht z.B. gegen
ein Marillenmarmeladebrot mit Tomaten oder ein Mit
-
tagsschläfchen, oder Laufen im Regen, oder Kaffee mit
Schmalzbrot und einer Salzgurke?
10.5. Weniger ist mehr.
Dinge, die uns gefallen, möchten wir möglichst unbe
-
grenzt um uns haben. Jedoch bei einem Überangebot ist
Genuss nicht mehr möglich. Sättigung schließt Genuss
aus. Quantität schlägt nicht in Qualität um.
10.6. Ohne Erfahrung kein Genuss.
Wenn wir in bestimmten Bereichen über Vorerfahrung
verfügen und unsere Vorlieben klar benennen können,
so ist dies dem Genusserleben zuträglich. Tee- oder Kaf
-
feeliebhaberInnen ermöglichen sich durch die Wahl der
Mischung oder Röstung genussvolle Geschmacksnu
-
ancen. Routinierte LäuferInnen wissen, welche Strecke
für sie genussvoll ist. SaunagängerInnen wissen genau,
welche Rituale und Bedingungen zu dem schwitzenden
Hochgenuss beitragen. Feine Unterschiede dieser Art er
-
kennen-Können, kann erlernt werden und kommt nicht
von alleine.
10.7. Genuss ist alltäglich.
Jedem Menschen sind eine Reihe von Alltäglichkeiten
geläufig, die er als genussvoll erlebt: Genuss ist im all
-
täglichen Leben auffindbar. Es bedarf keiner außeror
-
dentlichen Ereignisse, damit Genuss erfahrbar wird.
Tägliche Genusssituationen sind so wichtig wie Zähne
-
putzen, nur sollte man sich solche öfter als drei Mal täg
-
lich schaffen.
10.8. Askese kann Genuss erhöhen.
Bedürfnisaufschub und temporäre Enthaltsamkeit kön
-
nen das nachfolgende Genusserleben verstärken. Nach
einer körperlichen Anstrengung kann manches Genus
-
serlebnis (Dusche, Essen, Schlafen,...) intensiver sein.
Ein Spaziergang in der Kälte, wird den Genuss eines
wohlschmeckenden heißen Tees erhöhen, ein heißer
Sommertag wiederum den Genuss eines Eistees. Ent
-
halte ich mich vormittags kleiner Naschereien, so kann
die Vorfreude auf eine Nachspeise schon Genuss sein
und die Nachspeise selbst die wahre Gaumenfreude.
11. Ideen für Genussmomente
Wir streben nach der ultimativen Entspannung, wir war
-
ten uns zur Urlaubsreise hin und übersehen leicht, dass
sich Wohlbefinden am ehesten in einer Vielzahl beson
-
derer Augenblicke einstellt, die wir fast täglich erleben
können.
Sollten Sie auf der Suche nach Ihren persönlichen Ge
-
nussmomenten sein, dann nehmen Sie sich etwas Zeit,
um herauszufinden, welche der genannten Momente
Ihre Sinne anregen und für Ihr alltägliches Wohlbefinden
bedeutsam sein könnten.
• Zeit zum Lesen eines Buches oder der Zeitung
• Sich in ein frisch bezogenes Bett zu legen
• im Frühjahr zum ersten Mal wieder im Freien sitzen
können (Garten, Schanigarten, Park,...)
• nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen
• nach einem Spaziergang durch beißende Kälte heißen
Tee trinken
• durch einen schönen Morgen zur Arbeit radeln
• ein langes, ausgiebiges Frühstück (Gebäck, Müsli,
Saft...)
• der Geruch von frischem Gebäck
• Tomaten essen, die nach Tomaten schmecken
• an einem heißen Tag ins kühle Wasser schwimmen
gehen
• ein frischer Blumenstrauß auf dem Tisch
• die Erschöpfung nach dem Sport
• die Sonne auf dem Körper spüren
• dem Rauschen des Regens oder eines Flusses lau
-
schen
• ein heißes Vollbad mit einer Duftsprudeltablette
Beate Handler
Genusstraining – Euthyme Verfahren – Ein Leben mit allen Sinnen
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Psychologie in Österreich 1 | 2009
• Sonne, die aus den Wolken hervorbricht
• Katzen oder Hunde beim Spielen beobachten oder
mit dem Hund spazieren gehen
• nach 498 erklommenen Stufen an der Turmspitze an
-
kommen
• ein Nachmittag in der Hängematte
• nach einem heißen Tag sich völlig verschwitzt unter
die Dusche zu stellen
• 20 Minuten Mittagsschlaf
• der Duft von blühendem Flieder
• ein Rubbellos abrubbeln
• das Versinken in Musik
• Barfuß gehen (Wiese, Sandstrand, Herbstlaub,...)
• Jemanden streicheln oder von jemandem gestreichelt
werden
• einer Spieluhr lauschen
• laue Sommernächte
• der Geruch nach einem Sommergewitter
• in einem Kaffeehaus sitzen und Kaffee oder Tee trin
-
ken
• (alleine) durch die Stadt bummeln
• herzlich lachen können
• ein Freitagabend vor einem entspannenden Wochen
-
ende
• der erste Schluck nach einem längeren Durstgefühl
• Blumen und Grünpflanzen gießen oder Gartenarbeit
• Sternenhimmel anschauen
• Blick durch ein frisch geputztes Fenster
• feststellen, dass es noch viel mehr Genussmomente
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Wie kann ich häufiger Pausen und Genussmomente in
meinen Alltag einbauen?
• Woran erkenne ich Belastungen und Stress und wie
gehe ich damit um?
• Was alles ist für mich entspannend?
• Was möchte ich in Zukunft intensiver genießen?
• Was bedeutet für mich Glück?
• Was verstehe ich unter Gesundheit, was kann ich da
-
für tun?
• Was alles trägt zu meinem Wohlbefinden und meiner
Zufriedenheit bei?
gibt
 

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